SOLO PIANO

Portraitfoto von Jan Gerdes, Foto von Shai Levy
Foto: Shai Levy

Brückenschläge von der Klassik zur Avantgarde

Mit kreativen Programmdramaturgien werden Hörgewohnheiten herausgefordert, wird Lust auf Neues geweckt. Durch die Sinn machende Gegenüberstellung von Klassik und Moderne wird Verbindendes erlebbar, Trennendes spannungsvoll.

Traditionell: Klassisch-romantischer Klavierabend mit Stücken von Bach bis Ravel etc.

Kontraste: Programme in denen klassische und zeitgenössische Werke thematisch gegenübergestellt werden.
• als Paarbildung – Mozart mit Crumb, Ligeti mit Chopin, Brahms mit Stockhausen
• als Verwebung – Bachs Goldberg-Variationen verwoben mit Stockhausens Klavierstücken
• als Blockbildung – Europe meets America: von der Musik der alten Welt bis zur Musik der Neuen Welt zwischen Minimal Music und Jazz

Only Avantgarde: Neue und neueste Musik wird, auch durch die Anwesenheit der Komponisten, in Werkstattathmosphäre moderierend vermittelt.

PIANO MINIATURES

Pianistische Miniaturen vom Barock über Neue Musik bis in den Jazz.

... der kurze musikalische Moment, in dem sich ein Gefühl, ein Gedanke, ein Porträt, ein Fragment offenbart....

Klavierstücke von Chopin, Byrd, Kurtag, Mehldau, Ravel, Schönberg, Massive Attack, Berio, Schumann, Pärt, Beatles, Scarlatti, Mompou, Schubert, Stockhausen, Gershwin, Bach, Debussy, Beethoven, Skrjabin, Corea.... eigene Songs und Improvisationen.

AMERICA MEETS EUROPE

Dieses Programm schlägt einen musikalischen Bogen von den Wurzeln der Klassik Europas hin zu den verschiedenen Ausprägungen musikalischer Stile Amerikas des 20. und 21. Jahrhunderts.

Durch die dortigen kulturellen Bedingungen und nicht zuletzt durch die Konfrontation mit afroamerikanischer Kultur entstanden dort besondere Facetten von Musikstilen, die Elemente europäischer Tradition mit den Klängen der Neuen Welt auf bisher ungehörte Art und Weise verbinden:

Von, dem Idiom des Jazz, verhafteten Kompositionen eines Gershwin und Corea über die avantgardistische Klangsprache Crumbs und Corbetts bis hin zu, die Grenzbereiche der Popmusik streifende, `Minimal Music` von John Adams und Philipp Glass zeigt dieses Programm die bunte Vielfalt moderner Musik Amerikas.

POLE - BACH & STOCKHAUSEN

Johann Sebastian Bachs Goldberg-Variationen BWV 988 und Karl Heinz Stockhausens Klavierstücke in Gegenüberstellung.

KLAVIERRECITAL '... VON DER DÄMMERUNG ... IN DEN AUFBRUCH …'

Klaviermusik von Brahms, Liszt, Debussy, Ravel, Bartok

Das Konzertprogramm `... von der Dämmerung ... in den Aufbruch` portraitiert die künstlerisch hochspannende Phase europäischer romantischer Klaviermusik ausgehend vom hochemotionalen Schaffen des jungen Johannes Brahms über die spätromantischen Zersetzungen Franz Liszts bis hin zu den weit in die Moderne des 20. Jahrhunderts weisenden Werken von Debussy, Ravel und Bartok.

Die erste Konzerthälfte präsentiert Klavierkompositionen des ausgehenden 19. und beginnenden 20.Jdh`s, die alle auf individuelle Weise durchaus als Schlüsselwerke der Klavierliteratur bezeichnet werden können. Sie stehen zwar, was harmonische Sprache, Form und außermusikalischen Kontext betrifft, durchaus noch in der musikalischen Tradition, weisen aber schon deutliche Merkmale einer sich radikal ändernden Zeit auf.

Bei Liszts späten Stücken sind es die sehr reduzierte, minimalistische Sprache und eine merkwürdig offene Harmonik, bei Bartok die unerbittliche fast brutale pianistische Motorik sowie die Verwendung von Klavierclustern ; Debussys Preludes weisen als poetische Klanggemälde mit ihrer Pentatonik und Ganztonharmonik durchaus außereuropäische Einflüsse auf und Ravels Meisterwerk Gaspard de la Nuit gilt als hyperromantischer Gipfelpunkt eines im 19. Jahrhundert sich entfaltenden exaltierten Virtuosentums.

Johannes Brahms` frühe 2. Klaviersonate op.2, in aufwühlenden emotionalen Zeiten des jungen Komponisten im Geiste des kompositorischen Aufbruchs entstanden, beschließt das Programm in der zweiten Hälfte.

Programm:

Franz Liszt (1811-1886)
Nuages gris
Aux cypres de la villa d`Este

Bela Bartok (1881-1945)
3 Burlesken op.8c
- Presto (querelle)
- Allegretto ( un peu gris)
- Molto vivo capriccioso

Claude Debussy (1862-1918)
aus den Preludes Heft I
(…La fille aux cheveux de lin)
(…La serenade interrompue)

Maurice Ravel (1875- 1937)
`Ondine` aus Gaspard de la Nuit

Johannes Brahms (1833-1897)
Klaviersonate Nr.2 fis-moll op.2
  - Allegro non troppo,ma energico
  - Andante con espressione
  - Scherzo: Allegro - Trio:Poco piu moderato
  - Finale: Introduzione. Sostenuto - Allegro non troppo e rubato

GENERATIONEN

Schönberg / Nono / Lachenmann / Ofenbauer / Theiler

Die Hauptachse dieses Klavierrecitals bilden Werke dreier Komponisten, die biographisch und ästhetisch eng miteinander verbunden sind: Ausgehend von Schönbergs 3 Klavierstücken op.11 über ...sofferte onde serene` für Klavier und Tonband seines Schwiegersohnes Luigi Nono bis hin zu seinem Schüler Helmut Lachenmann und dessen `Serynade` werden, flankiert von zwei Werken Wiener Komponisten der mittleren Generation, Christian Ofenbauer und Christoph Theiler, stilistische Wandlungen aber auch inhaltliche Bezüge über die Generationen hinweg spürbar.

Arnold Schönberg: Klavierstücke op.11

Atonal! Radikal! Die drei Klavierstücke op. 11 von Arnold Schönberg gelten als ein Fundament der modernen Musik. Ein gutes Jahrhundert nach ihrer Entstehung faszinieren sie noch immer – wirken aber auch wie ein fernes Echo der Romantik.

Der 3. April 1897 ist ein merkwürdiges Datum der Wiener Geistesgeschichte: An diesem Tag starb Johannes Brahms – und zur gleichen Zeit rief eine Künstlergruppe rund um den Maler Gustav Klimt die Secession ins Leben. Brahms, der Inbegriff des Klassizismus, ging und die Wiener Moderne kam. Als führender Komponist dieser Wiener Moderne sah sich aber Arnold Schönberg dem Erbe Brahms‘, den er zeitlebens bewunderte, verpflichtet. Seine Klavierstücke op. 11 wirkten zu ihrer Entstehungszeit 1909 radikal modern; heute hört man in ihnen, wie sehr sich Schönberg noch an den späten Klavierstücken Brahms‘ orientierte.

Luigi Nono:…sofferte onde serene...  for piano and tape

The composition " ... sofferte onde serene ..." (" ... serene wavesendured ... " ) was written on the occasion of deaths both in Nono's family and that of his friend the pianist Maurizio Pollini for whom this piece and others were originally composed. The taped piano sounds, played with sustaining pedal alwaysdown, resonate like the sounds of bells reverberating over thelagoon and the sea near Nono's house. The interior of thepiano is played with hand-muted strings and the striking of theother pedals to (re-)create natural environment-like timbres. The overall impression of the piece is that life goes on, and onenecessarily endures at the "equilibrium of the profound interior" (Kafka).

Helmut Lachenmann: Serynade für Klavier ( 1997-98)

Der Titel „SERYNADE“ erklärt sich leicht: in die bekannte Gattung „Serenade“ hat sich mit dem „Y“ der Anfangsbuchstabe der Widmungsträgerin Yukiko Sugawara eingeschmuggelt. Die japanische Pianistin hat „SERYNADE“, das erste groß angelegte Klavierstück Helmut Lachenmanns, inzwischen auf vielen internationalen Konzertpodien mit durchschlagendem Erfolg vorgestellt.

Das Klavier ist eines derjenigen Instrumente, an denen sich zentrale Momente der Kompositionsästhetik Helmut Lachenmanns in besonderer Weise manifestiert haben. Hatte er mit „Guero“ aus dem Jahr 1970 das Instrument (in traditionellem Sinne) vollkommen „enttont“ und sich dem planen Schönklang „verweigert“, so schließt die „Serynade“, die 1998 in Japan uraufgeführt wurde, an Kompositionen wie „Echo andante“ (1962) und die „Kinderspiel“-Stücke (1980) an. Das Geräuschhafte tritt hier zugunsten einer hochdifferenzierten Erkundung des angeschlagenen, „orthodoxen“ Klavierklangs zurück, ohne dass der Klavierkörper an sich von konstitutiver Bedeutung wäre, wie dies etwa für den Bereich der Tastatur in „Guero“ gilt.

Durch die dynamisch differenzierte Metamorphose isolierter Töne bzw. Akkorde in der „pedaliter“ suspendierten Zeit entstehen Klangfelder, die in ihrem Nachhall changieren, niedergedrückte Tasten modulieren das „sostenuto“, Resonanzen und Flageoletts verselbstständigen sich und machen sich auf den Weg zu einer „neuen Art von Melos“ (Lachenmann), oder, um mit Ferruccio Busoni zu sprechen: „... es schwebt! Es berührt nicht die Erde mit seinen Füßen. Es ist nicht der Schwere unterworfen. Es ist fast unkörperlich. Seine Materie ist durchsichtig. Es ist tönende Luft. Es ist fast die Natur selbst. Es ist frei.“ („Entwurf einer neuen Ästhetik der Tonkunst“, Triest/Leipzig 1907/16)

Doch auch gleichsam „nackte“ Töne erklingen, viruos inszenierte und „fortissimo“ herausgestanzte zumal. Zwischen solchen ineinanderfließenden Extremen bewegt sich „Serynade“, das exorbitante Ständchen Lachenmanns für seine Frau, die Pianistin Yukiko Sugawara (auf die der klangmodulierte Titel weist). Vielleicht auch beschwören die schattenreichen Saitenklänge indirekt das lebensweltliche Obligatinstrument dieser Gattung herauf, das freilich nun nicht gerade zu denjenigen gehört, an denen Lachenmann seine Ästhetik mit Vorliebe exemplifizierte: die Gitarre.

Bruchstück VI 1995 Christian Ofenbauer

Dieses Portrait ist dem aus Kärnten stammenden Komponisten und Organisten Christian Ofenbauer gewidmet, der sowohl Alte Musik (bei Josef Mertin) wie auch Neue Musik (bei Friedrich Cerha) studiert hat. Der vielseitig interessierte Mozarteum- Professor wurde kürzlich sogar mit einer musikwissenschaftlichen Arbeit über Schönberg, Adorno und Cage promoviert.

Ofenbauers BruchStücke, eine Reihe oftmals kurzer musikalischer Konzentrate, nehmen entweder das Material älterer Kompositionen wieder auf und stellen es in neue Kontexte oder sie bilden, in veränderter Form, ältere kompositorische Abläufe mit neuen Materialien wiederum ab. Das große ‚S‘ in diesen Stücktiteln weist darauf hin, dass es einerseits eigenständige‚Stücke‘ sind, die zwar einen‚Bruch‘ mit einer älteren Vorlage anzeigen, die aber gleichzeitig nicht als ‚Fragmente‘ gemeint waren – eben keine‚Bruchstücke‘. Christian Ofenbauer

Christoph Theiler ( *1959) Sound Selection für Klavier( 2016/17) UA

" ... wunderbare, kleine Spielwerke - und aus Glas dazu, so dass man genau sehen kann, wie da eins ins andere greift oder sich gelegentlich spießt, aber nur, damit's dann weiterspielt und uns überrascht.“ Peter Rosei