MUSIKTHEATER

4.48 PSYCHOSE

Nationaltheater Mannheim 2008
solosymphonie productions & Co-Produktion Nationaltheater Mannheim

Psychose 4.48 Kane- Stockhausen Ligeti Bach

Ein Piano - Schauspiel - Projekt

In einer anonymen Großstadtwelt findet sich eine verzweifelte Figur wieder, auf der hoffnungslosen Suche nach liebe und sich selbst.

Um 4.48 beginnt der Prozeß der Zerreißung eines Menschen, der die psychischen und physischen Extremzustände bis hin zum Ende in immer größer werdender Klarheit wahrnimmt.

Der Schauspieler Michael Fuchs und der Pianist und Komponist Jan Gerdes bringen einen Text von Sarah Kane, einer der radikalsten Dramatikerinnen der letzten Jahre, mit Musik von Bach, zeitgenössischer Musik von Stockhausen und Ligeti, elektronischen Sounds von `Erol`, sowie Improvisationen und Songs von Jan Gerdes zusammen.

Ein hochartifizieller Text und komplexe Musik treffen aufeinander, „umspielen“ sich in einem szenisch-musikalischen Projekt, das Sprache und klang klar konturiert.

Wie sich die Vitalität und Dynamik der Musik mit der Sehnsucht nach Leben und Liebe in Kanes Text verbinden, so spiegelt gleichzeitig die provozierende Gebrochenheit der experimentellen Klangwelt das Scheitern von Kanes Figur wider.

Die Arbeit zwischen Schauspieler und Musiker führt zu einer Durchdringung des dramatischen Textes mit Musik und der Musik mit Sprache. So entsteht ein neues Klang-und Theatererlebnis: eine Grenzüberschreitung sowohl der musikalischen wie der dramatischen Formen und ihrer Möglichkeiten.

Link zum Film: 4.48 psychose (youtube)

PETITE MESSE SOLENELLE

Nico and the Navigators

1863 hat Rossini seine Petite messe solennelle dem „lieben Gott“ gewidmet.
Mit Gesang, Tanz, Schauspiel, Slapstick und Tragikomik erforschen die Ganzkörperpoeten von Nico and the Navigators dieses Oratorium semi seria und übersetzen es in ihre eigenwillige Körpersprache.
Sie entführen in die Welt eines religiösen Agnostikers voller zarter Gefühle und ironisch funkelnden Humors.

Link zur Projektseite: navigators

…zeitsTückE…

eine musikalisch - literarische Zeitreise durch die deutsche Geschichte der letzten 200 Jahre

1823…1892…1909…1954…1980…2012…?

mit
Michael Fuchs Rezitation, Schauspiel
Jan Gerdes Klavier

Idee/Konzept: Jan Gerdes, Michael Fuchs

Auf einer Zeitreise, beginnend im Jahre 1823 und endend in der Gegenwart, tauchen wir in unregelmäßigen Abständen in die Geschichte ein und erleben dort ` zeitsTückE` der Geschichte.
In diesen schnappschuss-artigen Einblicken in die Historie hören wir jeweils ` KlaviersTückE` großer Komponisten jener Zeit, die auf Texte und Dokumente stoßen, die der jeweiligen unmittelbaren zeitlichen Umgebung entstammen: Gedichte, Essays, Zeitungsartikel, Tagebuchfetzen, Schnipsel von Notizen, Protokolle, Aphoristisches…

`KlaviersTückE` durchziehen die musikalischen Epochen von der Klassik über die Romantik, die klassische Moderne bis hin zu Avantgarde und Postmoderne: von den Bagatellen Beethovens, Brahms` späten Seelenbildern, Schönbergs kühnen Aufbrüchen in die moderne, Stockhausens ` Zeichnungen`, Rihms retrospektivischen Entladungen bis hin zum aktuellen Beitrag ` Zoom in` des jungen Markus Bongartz.

Was ist das ` sTückhafte` an den Werken? Gibt es spezifische Charakteristika der Form ` KlaviersTück` über die Epochen hinweg? Oder signalisiert der scheinbar profane Titel KlaviersTück- den Beethoven vielleicht sogar mit ein wenig Understatement ` baga-tellisiert`?! - im Gegensatz zu kompositionstechnisch strengere Regeln einforderndeWerktypen wie Sonaten oder Fugen lediglich Fragmentarisches, Einfaches, Hingeworfenes?...

Durch die Fokussierung bei der Auswahl der Musik auf den Typus ` KlaviersTück` werden die sich im Laufe der musikalischen Geschichte verändernden kompositorischen Stile und Handschriften der Komponisten als sich sukzessive und von einem aus dem anderen organisch entwickelnder Prozess erleb- und hörbar. Die Texte von Rilke, Enzensberger oder Gould, Gedichte von Goethe, Heine, Celan oder Lasker – Schüler lassen tief in die gesellschaftlichen und politischen Athmosphären der Zeiten eintauchen, pointieren Stimmungen, das Bewusstsein der Menschen und lassen den Zeitgeist spüren.

Ausschnitte aus historischen Protokollen( z.b. das Vernehmungsprotokoll einer Baader-Meinhof-Terroristin 1980 oder das Kabinettsprotokoll der Adenauer-Regierung von 1954), Zeitungsartikeln sowie Zitathaftes dokumentieren Zeitgeschehen und vermitteln darüber hinaus auch ein wenig augenzwinkernd den Eindruck von Aktualität, Vergänglichkeit und des stetigen Flusses der Geschichte. So kommt dann hin und wieder die schmunzelnde Frage auf: Wie war das eigentlich so z.b. im Jahre 1909? Wie war der `Klang` der Zeit? ( Wussten Sie z.B., dass der Reissverschluß 1892 erfunden wurde?)

Dabei ist alles kurz und skizzenhaft: Text und Musik fügen sich auf ihrer sprunghaften Reise durch die Zeit zu einem ungeordneten Puzzle aus lauter…zeitsTückEn`.

1823

Beethoven: Bagatelle op. 126,1
Text: Goethe: ` An Werther`

Beethoven: Bagatelle op.126,2
Text: Eichendorff: ` Sehnsucht`

Beethoven: Bagatelle op.126,5
Text: Heine: ….aus den `Traumbildern` ( Anfang)


1892/93

Brahms: Klavierstück op.118,1
Text: Kurz: `Schlummerflocken`
`Nein, nicht vor mir im Staube knien…`

Brahms: Klavierstück op.116, 4
Text: Holz: `Phantasus`
Rilke: ` aus Duineser Elegie( 1. Elegie)


1909/31

Schönberg: 6 Klavierstücke op.19
Texte: Brecht, Mühsam, Lasker- Schüler: ` Nachtgespenster, romanisches Cafe, u.a.


1954

Stockhausen: Klavierstück 5
Texte: Celan, und Protokoll Bundeskabinett Adenauer


1980

Rihm: Klavierstück Nr. 7
Text: Vernehmungsprotokoll Raf- Terroristin


2009/13

Gerdes: Klavierstück
Text: Zeh: ` Spieltrieb`


1823

Beethoven: Bagatelle op. 126,5


Jan Gerdes - Klavier
Michael Fuchs - Lesung/Schauspiel